Selbsteinschätzung von Kompetenzen – eine Frage des Feedbacks?

Warum manche Ihre Kompetenzen nicht richtig einschätzen und die Auswirkung auf die Kompetenzentwicklung – Der Dunning-Kruger-Effekt –

Die Psychologen Dunning und Kruger wollten testen, wie Studenten ihre Fähigkeiten einschätzten. Sie ließen die Teilnehmer verschiedene Tests durchlaufen. Das Ergebnis war: Diejenigen, die besonders schlecht abgeschnitten hatten, schätzten ihren Lernerfolg und sich selbst viel besser ein. Besonders intelligente Studenten hingegen unterschätzten ihre Leistungen eher oder sehen sich realistisch. 

Diese Erfahrung habe ich auch in ACs gemacht, wenn Teilnehmer eine Selbsteinschätzung vornehmen und diese dann mit dem Ergebnis der Beobachter verglichen wird. Teilnehmer die im Verfahren nicht den Anforderungen entsprechen, also schlecht abschneiden, überschätzen sich. Gute Kandidaten haben eine hohe Übereinstimmung im Selbst- Fremdbildabgleich oder unterschätzen sich eher.

Dunning und Kruger formulierten einen vierstufigen Effekt:

  • inkompetente Menschen überschätzen regelmäßig ihr eigenes Können
  • gleichzeitig sind sie aber nicht in der Lage, das Ausmaß ihrer eigenen Inkompetenz zu erkennen
  • weshalb sie ihre Kompetenz nicht steigern können und
  • die überlegenen Fähigkeiten von anderen immer wieder unterschätzen

Halbwissen gepaart mit wenig Feedback vermitteln den Betroffenen leider mehr Selbstsicherheit als wahres Wissen von Experten.

Menschen hören, sehen oder verstehen etwas ganz anderes als tatsächlich gesagt wurde. Dahinter steckt das Problem der selektiven Wahrnehmung, das zur Zementierung von Weltbildern führen kann. Die Tendenz eigene Defizite nicht zu erkennen, sorgt dafür, dass manche Menschen sich nicht weiterentwickeln und einfach nichts dazu lernen.

Das populärwissenschaftlich beschriebene Phänomen ist durchaus populär in der Arbeitswelt verbreitet. Eine wesentliche Ursache für das Entstehen des Dunning-Kruger-Syndroms ist mangelndes oder mangelhaftes soziales Feedback. Wer an Selbstüberschätzung leidet, wird dies nicht merken. Einsicht ist allerdings ein schmerzhafter Prozess, der meist von sogenannter kognitiver Dissonanz begleitet wird. Effekte: Abwehrhaltung, Vorwärtsverteidigung, Wut, Trotz, Rechtfertigungen…

Auch wenn Betroffene häufig unter ihren Misserfolgen leiden, führen sie dies zu selten auf die eigene nicht entwickelte Kompetenz, sondern vielmehr auf die Missachtung ihrer Kompetenzen zurück. Das einzige Mittel dagegen besteht darin, beharrlich und konstruktiv sich selbst in ehrlicher Selbstreflexion mit Sparringspartner zu üben.